Ein Erfahrungsbericht in der Corona-Krise

von einem geschätzten Gemeindemitglied, das aus Schutzgünden nicht genannt werden möchte.

Im Frühjahr 2020 und auch später hörte ich die Aussage, dass Gott uns in jedem Geschehen etwas mitteilen möchte – bei dem, was uns im Alltag begegnet oder widerfährt und auch bei globalen Ereignissen. Es ist nicht sinnlos, was geschieht und ich bin eingeladen, mir von Gott den Sinn des Ereignisses für mein Leben zeigen zu lassen.

Während der Corona-Krise durfte ich in dieser Hinsicht Überraschendes erfahren – und zwar bezogen auf mein Glaubensleben:

Als nun alle Veranstaltungen und Gottesdienste in der Gemeinde abgesagt waren, wurde mir nach einer gewissen Zeit bewusst, dass ein grosser Druck von mir abgefallen war. Ich fühlte mich erleichtert. Es war ein Gefühl des Glücks, nämlich wie von einer Last befreit zu sein. Ich vermisste nichts von dem, was ich zuvor in der Gemeinde erlebte. Im Laufe der Zeit selbst die Heilige Messe nicht.

Mir wurde klar, dass mein Leben in der Kirchengemeinde so etwas wie ein Hamsterrad war, das nun stillstand. Das Gemeindeleben, wie ich es führte, war also offenbar für mich mehr Belastung als Freude. Aber durfte ich meinem Empfinden trauen? Und was war mit der Heiligen Messe, die ich nicht wirklich vermisste?

Ich suchte deshalb wegen dieser ganzen Situation das Gespräch mit einem Priester. Erleichtert merkte ich, dass er mich nicht verurteilte. Er sah auch wie ich in dem, was ich an Veränderung schilderte, eine wichtige Erfahrung. Wenn jedoch die Heilige Messe fehlt, sagte er, fehlt (uns) objektiv etwas! Damit wollte der Priester mir wohl sagen: „Die Heilige Messe ist unentbehrlich. Da fehlt dir etwas Entscheidendes, auch wenn du es nicht so empfindest.“

Ich bin sehr dankbar, dass ich auf dem Gebiet meines Glaubenslebens im vergangenen Jahr verschiedene Einsichten erhalten durfte. Die innere Entspannung, die die Krise für mich mit sich gebracht hat, gab mir die Chance, mein geistliches Leben neu zu sortieren. Ich versuche nun, mehr zu hören, was Gott wohl von mir möchte. Jesus setzt mich nicht unter Druck und ich brauche mich auch nicht unter Druck zu setzten.

Es ist für mich erstaunlich, welche Impulse Gott geschenkt hat und welche Hilfe Er mir zukommen ließ (da gäbe es noch viel mehr zu berichten).

All das hat mein Vertrauen gestärkt und die Freude vermehrt.